Baumschnitt-Seminar

Baumschnitt-Seminar in der Gaststube der Oedmühle
Am 28. und 29. März 2009 fand in der historischen Gaststube zum zweiten Mal das Baumschnitt-Seminar der Streuobstinitiative Hersbruck statt. Wir haben viel gelernt: z.B. dass ein Landschaftsbaum auf einem Sämling veredelt sein muss – sonst ist er nicht stabil genug. Pflege- und Verjüngungsschnitt an alten, teilweise ungepflegten Bäume. Baumpflege ist Kulturarbeit – das war uns nach dem Seminar klar. Josef Weimer (Gärtnermeister und Gartenbaulehrer) ist in Deutschland der anerkannte Spezialist für Landschaftsbäume und Mitglied der internationalen Arbeitsgruppe für biologisch-dynamischen Obstbau. Im nächsten Jahr wird es wieder einen Kurs geben – alle Interessierten bitte melden bei Ottmar Fischer: http://www.streuobstinitiative-hersbruck.de/kurse.html

Eine Antwort zu “Baumschnitt-Seminar”

  1. Oliver Daas sagt:

    Eindrücke eines Beteiligten zu den Obstbauseminaren mit Josef Weimar:

    Die Seminare standen unter dem Leitgedanken „Obstbäume mit anderen Augen sehen“.
    Mit großem Interesse kamen viele Teilnehmer zu den Seminaren über Obstbaufragen, die von der Streuobstinitiative Hersbrucker Alb organisiert waren. Auch ich war sehr interessiert an diesen angebotenen Fortbildungen. Ich hatte den Wunsch, ein umfassendes Verständnis gegenüber den Obstbäumen und Obstgehölzen (auch Beerenobst) insgesamt mit hren Wuchsgesetzen, Pflegemaßnahmen und den notwendigen Schnittmethoden zu erlangen. Aber es ging mir auch darum, wie man die Bäume mehr als lebendige Wesen verstehen kann, die einerseits einen materiellen Nutzen (die Früchte), aber auch ein seelisches Begegnungsfeld für den Menschen eröffnen (die Freude am Blühen, am Duft, am Wachsen und Gedeihen, aber auch Vergehen im beständigen Wandel).

    Diese Fragen wurden von dem Referenten Josef Weimer mit großer Sachkenntnis und aus einem reichen Erfahrungsschatz sehr ausführlich, verständlich und einfühlend vermittelt. Aus der Beschreibung der Biographie eines Obstbaumes und anderer Pflanzen ergab sich dann fast ganz natürlich ein Verständnis zu den daraus notwendigen Schnitt- und Pflegemaßnahmen. Ein veredelter Baum brauche immer den pflegenden Menschen, so sagte Herr Weimer, da er sonst verwildern, frühzeitig vergreisen oder eingehen würde. Die Methode des Schneidens beruht auf dem sogenannte Öschbergschnitt, jedoch auch auf einer älteren Quelle und eigenen Erkenntnissen des Referenten. Wenn man für neue Möglichkeiten offen ist, ist diese Methode sowohl für den Laien als auch für den Fachmann gut nachvollziehbar, sie erfordert lediglich ein Umdenken, auch nach dem Motto, wenn “ mehr Holz als Obst aus dem Garten geerntet wird, sollten beim Gärtner die Alarmglocken läuten“.
    Bei den Seminaren war ein Ziel und die Hauptfrage, wie kann ein Gleichgewicht zwischen der Jugendphase des Baumes (Triebigkeit) und der Altersphase (viel Fruchtbildung, aber klein) gefunden werden, in dem der Baum sich möglichst lange gleichmäßig in Wachstum und Fruchtbildung entfalten kann. Herr Weimer verstand es sehr lebendig, die Entwicklungsphasen und Zusammenhänge im Wachstum darzustellen, sodass für die Teilnehmer eine gut nachvollziehbare Vorstellung entstand und sie zum Nachdenken anregte.

    Es war ihm auch sehr wichtig, nicht wieder nur eine neue Schnittmethode vorzustellen, sondern wir sollten „den Obstbaum nach dem Kurs mit anderen Augen anschauen“. So kamen auch manche tiefsinnigen Gedanken dazu, die das Wesen Obstbaum im Verständnis erweiterten. So sagte er in etwa, die Pflege des Obstbaumes sei auch wie eine Art „Selbsterziehung“ zu verstehen, denn man kann z.B. lernen, „die Schere rechtzeitig wieder in die Tasche zu stecken“, oder man lernt, „verschiedene Standpunkte einzunehmen“ (man betrachtet den Baum von mehreren Seiten vor dem Schneiden), die dann letztendlich zu einem umfassenderen und besseren Bild und Wahrnehmung des Baumes führen. Oder er regte an, einmal die verschiedenen Sinneseindrücke, wie den Duft und die Blütenpracht, das Summen der Insekten oder den Gesang veschiedener Vögel in einer ruhigen Betrachtung bewußter wahrzunehmen.

    Zum großen Gebiet des Obstbaus hatte Herr Weimer alle für den biologischen Anbau relevanten Maßnahmen und Tipps parat, die man in den wenigsten Fachbüchern findet. Auch in Bezug zur Sortenwahl empfahl er die aus seiner Erfahrung qualitativ besten Sorten. Auf die vielen Fragen der Teilnehmer ging er sehr ausführlich ein und viele bemerkten, wie sogar ein Wochenende für dieses Thema sehr knapp bewessen war. Die Umsetzung des Gelernten in die Praxis war sehr gebündelt und manches, das in der Theorie noch nicht verstanden wurde, konnte dann am anschaulichen Beispiel leichter nachvollzogen werden. Aber ähnlich, wie nach einer Fahrprüfung kann auch hier erst in der eigenen Praxis und in der weiteren Erfahrung danach Vertraúen , Sicherheit und Freude bei der Pflege entstehen. Ein Funke von dieser Freude, so bemerkte ich, konnte von Herrn Weimer zu den Teilnehmern überspringen!
    Wer nicht nur einen schnellen Schnittkurs sucht, sondern ein weiteres Verständnis zu den Obstgehölzen sich wünscht, dem kann ich diese Kurse nur empfehlen.
    Der nächste Kurs (Sommerschnitt u. Baumgesundheit) findet am 4. – 5.7.09 in der Infoscheune der Streuobstinitiative Hersbruck statt.

    Oliver Daas

Eine Antwort hinterlassen

Zum Kommentieren muss man angemeldet sein